Neuanfang: Jonathan Hilbert startet in Aschersleben durch
Autorin: Sandra Arm
Auf dem Display seines Handys sind sie zu sehen, die olympischen Ringe und der Schriftzug Tokio 2020. Vor einem dreiviertel Jahr hat Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie) das Logo der Olympischen Sommerspiele zu seinem ständigen Begleiter gemacht. Aus gutem Grund. "Meine Ziele sind klar: Doha 2019 und Tokio 2020", sagt der 23-Jährige mit fester Stimme. Im gleichen Atemzug relativiert er: "Ich weiß, wie lang und schwer der Weg dorthin sein wird. Trotzdem freue ich mich diesen Weg anzugreifen. Ich will es schaffen." Bei den Deutschen Meisterschaften im Straßengehen in Aschersleben hat der gebürtige Mühlhäuser einen wichtigen Schritt dafür getan. Er empfahl sich mit einer Zielzeit von 3:51:22 Stunden über 50 Kilometer für die Weltmeisterschaften in Doha (Katar; 27. September bis 6. Oktober 2019).
In der europäischen Bestenliste liegt er mit der Zeit auf dem elften Rang, in der deutschen Jahresbestenlisten auf Rang zwei. Nur Carl Dohmann (SCL-Heel Baden-Baden ) war bei der Heim-EM in Berlin in 3:50:27 Stunden schneller unterwegs. Für Jonathan Hilbert ist seine Siegerzeit weit mehr als nur eine Zahl auf einem weißen Blatt Papier. "Für mich war der Wettkampf sehr emotional. Im Ziel liefen Tränen, der ganze Druck ist in dem Moment von mir abgefallen. Es ist unvorstellbar, was alles (Kadernorm, Platz Sportfördergruppe, Vetrag beim Verein, Gelder) auf den Schultern lastet. Diesen Rucksack habe ich heute abgelegt." Worte die befreiend klingen. Jonathan Hilbert hat sich zum Saisonausklang befreit. Gerade nach einer für ihn schwierigen Saison. "Ich habe gezeigt, man muss mit mir rechnen, wenn ich gesund durchkomme."
Gesundheitliche Probleme warfen den 23-Jährigen zuletzt immer wieder zurück. Das Jahr begann mit viel Stress, die Abschlussprüfungen bei der Polizei forderten seinen ganze Aufmerksamkeit. Mit dem Abschluss in der Tasche konnte er sich dann voll und und ganz auf seine sportlichen Ziele konzentrieren. Die Heim-EM in Berlin lockte, noch fehlte ihm die Quali-Norm über 50 Kilometer. Das erste Trainingslager in Chiclana (Spanien) verlief reibungslos. "Als wir Ende Februar nach Deutschland zurückgekehrt sind, kamen wir direkt in die Grippewelle rein", berichtet Jonathan Hilbert. Bei den Deutschen Meisterschaften im Hallengehen in Erfurt ging "die Misere" los. Er flog frühzeitig raus. Der Ärger entsprechend groß. Vier Tage später sollte es mit dem Bundeskader ins Trainingslager nach Mexiko gehen. Groß die Vorfreude, tief der Fall. 24 Stunden vor Abflug ging es für ihn nicht wie geplant in die Höhe. "Ich musste das Trainingslager absagen. Ich bekam hohes Fieber und eine Kehlkopfentzündung gleichzeitig. Mir ging es lange Zeit richtig schlecht."